Oral Health Group der Cochrane Collaboration

Reviews

nach und nach: Zusammenfassung aller Reviews plus Kommentar aus Sicht der Praxis und der Patienten

Referenzen

Chalmers I. Archie Cochrane (1909-1988).

Archibald Leman Cochrane (1909-1988); Foto 1949

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Cochrane Reviews der Oral Health Group

Kurz: Die Cochrane Collaboration besitzt eine Oral Health Group. Die Übersichtsarbeiten (Reviews) dieser Gruppe werden im Folgenden kurz auf Deutsch dargestellt und im Hinblick auf die praktische Anwendung in der Zahnarztpraxis kommentiert. Leider sind diese Reviews, im Gegensatz zu anderen Ländern, in Deutschland nicht frei zugänglich.

Hier kurz zur Übersicht die Themen der vorgestellten Cochrane Reviews. Sie können durch anklicken der Überschriften direkt zu den einzelnen Besprechungen weiter unten auf dieser Seite navigieren:

In der Cochrane Collaboration gibt es einzelne Gruppen zu bestimmten Themen, sogenannte Review Groups. Unter anderen besteht eine Gruppe, die Übersichtsarbeiten zum Thema Mundgesundheit verfasst. Die Oral Health Group hat bereits 89 Reviews veröffentlicht (Stand 18.06.2009). Der Review "Interventions for replacing missing teeth: surgical techniques for placing dental implants" wurde zurückgezogen und es kamen seit Juni 2008 einige neue Reviews hinzu. Noch im Mai 2001 konnte Jens C. Türp lediglich 7 Reviews vorstellen. (1.) Das Wachstum ist also nicht unerheblich. Es sind zusätzlich von der Cochrane Collaboration für die Oral Health Group 73 Protocols (= Vorstadien zu Reviews) gelistet (Stand 18.06.2009), d. h., es befindet sich auch noch Einiges in der Pipeline.

Über den sehr eingeschränkten Zugang zu diesen enorm wichtigen Reviews in Deutschland haben wir bereits kurz gesprochen. Es gibt keinen landesweiten Zugang für alle Bürger, wie beispielsweise in Finnland, Norwegen oder Polen. Und selbst der Zugang für Mitglieder des Deutschen Netzwerkes Evidenzbasierte Medizin e. V. ist eingeschränkt und umständlich. Hinzu kommt eine, hoffentlich nur geringe, Sprachbarriere durch die Veröffentlichung in englischer Sprache.

Wir werden daher nach und nach eine kurze Übersicht der vorhandenen Reviews der Cochrane Library zur evidenzbasierten Zahnmedizin geben. Es erfolgt dies in deutscher Sprache und die Übersicht orientiert sich an den frei zugänglichen Abstracts. Wir nehmen ggf. auch Bezug auf den vollen Text der Reviews.

Ein Kommentar, insbesondere zu den Gegebenheiten in Deutschland, wird ebenfalls geliefert. Hierbei wird die Perspektive der freiberuflichen Tätigkeit in einer Zahnarztpraxis bei der Patientenversorgung eine Rolle spielen, also sozusagen der realistische Berufsalltag eines Zahnarztes im Unterschied beispielsweise zur Behandlungssituation an Universitäten. An Hochschulen ist die tatsächliche Patientenbehandlung der Lehre und Forschung zur Seite gestellt und spielt nicht die Hauptrolle. Weiterhin wollen wir die Belange der Patienten berücksichtigen und in den Kommentaren anführen.

Wurzelkanalbehandlung: Eine oder mehrere Sitzungen? (2.) (diese Kurzbesprechung verfasst 2008-10-22)

Wurzelkanalbehandlungen sind in der Praxis häufig. Sie sind hauptsächlich aus den folgenden Gründen notwendig: Eine irreversible (oft schmerzhafte = symptomatische) Entzündung der Pulpa (= Zahnmark, "Nerv"), Absterben der Pulpa infolge von tiefer Karies oder traumatischer Verletzungen des Zahnes. Der Erfolg einer Wurzelkanalbehandlung ist gekennzeichnet durch die Abwesenheit von Beschwerden oder anderer klinischer oder röntgenologischer Befunde, insbesondere sollten keine Entzündungszeichen im Bereich der Wurzelspitze auftreten. Abhängig ist der Erfolg von der Ausgangssituation und von der Art und Weise der Durchführung der Behandlung.

So, nun zur Fragestellung des Reviews: Es gibt bezüglich der Häufigkeit kurz- und langfristiger Komplikationen keinen Unterschied zwischen der Wurzelkanalbehandlung in einer Sitzung oder in mehreren Sitzungen. Kurzfristig könnten Patienten, die in nur einer Sitzung behandelt wurden, etwas häufiger unter Schwellungen leiden und diese Patienten nehmen signifikant häufiger Schmerzmittel nach der Behandlung.

Kommentar:

Wenn die Ergebnisse im Großen und Ganzen gleich sind, dürfte die Zeit- und Kostenersparnis für die Behandlung in einer Sitzung sprechen. Die Patienten ziehen eine Behandlung in nur einer Sitzung entschieden vor - gleicher Erfolg vorausgesetzt. Es gibt einfach schönere Orte auf der Welt als einen zahnärztlichen Behandlungsstuhl. Auf Besonderheiten des Patienten, wie etwa eitrige Entzündung mit Schwellung oder die Art und Weise der Durchführung der Wurzelbehandlung (mit oder ohne Kofferdam = Spanngummi, elektrische Längenbestimmung, digitales Röntgen, bakteriendichter Verschluss ...) geht der Review nicht weiter ein.

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Antibiotika bei irreversibler Pulpitis? (3.) (diese Kurzbesprechung verfasst 2008-10-25)

Die irreversible Pulpitis ist eine Entzündung des Zahnmarks. Das Zahnmark oder die Zahnpulpa wird umgangssprachlich auch "Nerv" genannt. Wie der Name schon sagt, bildet sich die irreversible Pulpitis nicht mehr zurück. Mit der irreversiblen Pulpitis sind starke Zahnschmerzen verbunden. Sie ist einer der häufigsten Gründe für eine Schmerzbehandlung. Angezeigt ist bei den betroffenen Zähnen die Wurzelkanalbehandlung. Einige Zahnärzten verschreibt demgegenüber Antibiotika (und Schmerzmittel) ohne eine Wurzelkanalbehandlung durchzuführen.

Die Frage der Übersichtsarbeit ist nun, ob bei den Patienten durch Antibiotika die Schmerzen gelindert werden können? Es wurde eine einzige, methodisch saubere, Untersuchung zu dieser Frage gefunden. In dieser randomisierten, kontrollierten Studie wurden 40 Patienten untersucht. Das Ergebnis ist, dass Antibiotika, neben Schmerzmitteln, keinerlei zusätzliche Schmerzminderung bewirken.

Kommentar:

Wenn, z. B. wegen Zeitmangel, keine Wurzelkanalbehandlung (oder Extraktion) möglich ist, genügen Schmerzmittel um die Symptome zu lindern. Angesichts der wachsenden Resistenz von Erregern, u. a. wegen zu häufiger und falscher Antibiotikagabe, ist eine große Zurückhaltung bei der Verordnung sinnvoll. Ganz besonders, wenn, wie bei der irreversiblen Pulpitis, lediglich Kosten entstehen, der gewünschte Effekt aber ausbleibt.

Die Fragestellung des Reviews ist auf die irreversible, symptomatische Pulpitis beschränkt. Aussagen über den Nutzen von Antibiotika bei eitrigen Abszessen an Wurzelspitzen oder in Logen der Kiefer können aus der Übersichtsarbeit nicht abgeleitet werden.

Patienten werden auf die Einnahme von Antibiotika gerne verzichten, wenn die Schmerzreduktion gleich Null ist, dagegen Nebenwirkungen, wie Durchfall, Resistenzbildung oder Allergien ..., auftreten können.

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Keramikinlays zur Wiederherstellung von Seitenzähnen? (5.) (diese Kurzbesprechung verfasst 2008-10-29)

Die Autoren des Reviews fordern mehr klinische Studien, um die Frage zu klären, ob Keramikinlays im Vergleich mit Gold, Amalgam oder Komposit (Keramik-Kunststoffmasse) eine gute Langzeitprognose haben.

Für kariöse Defekte ("Löcher in den Zähnen") können verschiedene Füllungsmaterialien, wie Keramik, Gold, Amalgam oder Komposit, verwendet werden. Amalgamfüllungen wurden für Seitenzähne allgemein wegen ihrer langen Haltbarkeit verwendet. Als Nachteile gelten der schlechte ästhetische Eindruck und der Quecksilbergehalt des Amalgams. Beachtung finden bei der Wahl des Füllungsmaterials auch die Kosten und die Schmerzen bei der Behandlung. Keramikinlays würden wegen ihres guten Aussehens vorgezogen.

Kommentar:

Die Autoren haben lediglich Studien zwischen 1990 und 2001 berücksichtigt. In diesem Zeitraum fand sich nur eine einzige Studie mit 60 Keramikinlays und 20 Goldinlays, die einen Zeitraum von 5 Jahren erfasste. Die Ergebnisse dieser Studie werden als nicht signifikant beurteilt.

Gut, die Autoren müssen ihren Review dringend aktualisieren. Dass im Laufe der letzten sieben Jahre (Mitte 2008) keine verwertbaren klinischen Studien auf akzeptablem Evidenzniveau erschienen sind, ist unwahrscheinlich.

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Nutzen lokaler Fluoridierung der Zähne von Kindern und Jugendlichen (Mundspülungen, Gele, Lacke) zusätzlich zu einer fluoridierten Zahnpasta (6.) (diese Kurzbesprechung verfasst 2008-10-31)

Zusätzliche lokale Fluoridierung der Zahnoberflächen mit Fluoridgelen, Lacken oder Fluoridmundspülungen, neben dem Gebrauch einer fluoridhaltigen Zahncreme, kann das Kariesrisiko bei Kindern und Jugendlichen weiter senken. Allerdings ist der zusätzliche Effekt nicht groß.

Zahnfäule, "Löcher" oder Karies kann schmerzhaft sein, schädigt die Zähne und die Behandlung ist kostspielig. Fluoride können vor Karies schützen, d. h. das Risiko senken. In einigen Ländern und Regionen werden Fluoride dem Trinkwasser zugesetzt. Wenn Fluoridgele, Fluoridmundspülungen oder Lacke zusätzlich zu einer fluoridhaltigen Zahnpasta eingesetzt werden, entsteht ein zusätzlicher Schutz vor Karies. Dieser zusätzliche Nutzen ist allerdings nicht groß. Unerwünschte Nebenwirkung einer zusätzlich zur Zahnpasta vorgenommenen lokalen Fluoridierung wurden in dieser Übersichtsarbeit nicht untersucht.

Kommentar:

Auch wenn der zusätzliche Effekt gering ist, so ist der zusätzliche Aufwand bei einer Mundspüllung, bei Fluoridgelen oder Lacken auch nicht groß, sodass der Einsatz gerechtfertigt erscheint. In der Übersichtsarbeit (review) wird nicht die systemische Fluoridierung mit Tabletten besprochen. Es geht nur um die örtliche Anwendung von Fluoriden, die so genannte lokale oder topische Fluoridierung.

Als Basisfluoridierung wird die fluoridhaltige Zahnpasta genommen. Zusätzlich können, um den Schutz vor Karies etwas zu verstärken, noch Fluoridgele, Fluoridlacke oder Mundspüllösungen angewandt werden. Wie weit durch die Kombinationen schädliche Nebenwirkungen auftreten, wird in dem Review nicht berichtet.

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Teilweise oder vollständige Entfernung tiefer Karies? (7.) (diese Kurzbesprechung verfasst 2008-11-03)

Die systematische Übersichtsarbeit konnte vier Studien zur vollständigen oder minimalen (ultrakonservativen) Kariesentfernung auswerten. Es stellt sich heraus, dass die minimale Kariesentfernung gegenüber der vollständigen Entfernung das Risiko der Eröffnung des Zahnmarks ("Nerv") senkt. Die minimale Kariesentfernung führt nicht häufiger zu Beschwerden, als die vollständige Entfernung. Da das Risiko der Pulpaeröffnung gesenkt wird, ist die minimale Kariesentfernung vorzuziehen. Darüber, ob in einer zweiten Sitzung nach einiger Zeit die verbliebene Karies noch entfernt werden muss, lagen für den Review keine ausreichenden Daten vor. Allerdings zeigen Studien über das Belassen von Karies im Zahn, ohne Wiedereröffnung und vollständige Entfernung der Restkaries, keine nachteiligen Effekte.

Karies ist die häufigste Erkrankung der Zähne und die Behandlung verursacht hohe Kosten. Klassischerweise wird die Karies vollständig mit Bohrern oder Handinstrumenten entfernt, um den kariösen Verfall zu stoppen. Die dann kariesfreien Löcher werden gefüllt.

Dieses Vorgehen der vollständigen Kariesentfernung und anschließenden Füllung des Defektes war früher das anerkannte Standardverfahren und wurde so von Generationen von Zahnärzten praktiziert.

In jüngster Zeit wurde dieses Vorgehen in Frage gestellt. Abweichend vom klassischen Vorgehen der vollständigen Kariesentfernung gibt es drei Behandlungsstrategien, die alle Karies zumindest zeitweise und teilweise im Zahn belassen. Das Belassen von Karies zeigt keine nachteiligen Effekte und die Gefahr der Pulpaeröffnung wird gesenkt.

Die drei Strategien sind:

  1. Die Karies wird belassen und lediglich mit einem Füllungsmaterial abgedeckt.
  2. Nur ein kleiner Teil der Karies wird entfernt und eine permanente Füllung verschließt den Zahn dauerhaft.
  3. Nach einer nur minimalen Kariesentfernung wird der Zahn provisorisch mit einer einfachen Füllung verschlossen. In einer zweiten Sitzung, einige Wochen später, wird das Provisorium abgenommen, die Karies diesmal vollständig entfernt und eine endgültige Füllung gelegt.

Die Literatur konzentriert sich auf das Fortschreiten der kariösen Läsionen und den Grad der Infektion des Dentins. Daneben wird über die Gesunderhaltung des Zahnmarkes und die Lebenserwartung der Restaurationen geforscht. Gegenwärtig gibt es für die zahnärztliche Praxis wie auch für die Lehre sehr unterschiedliche Auffassungen bezüglich der Belassung von Karies in einer Kavität.

Kommentar:

Für eine klare Empfehlung, Karies bei tiefen Läsionen zu belassen, um eine Eröffnung der Pulpa zu vermeiden, scheinen die wissenschaftlichen Belege noch zu spärlich zu sein. Von 529 gefundenen Titeln wurden für den Review nach strengen Einschlusskriterien lediglich vier ausgewählt, und nur eine Studie untersucht die Haltbarkeit von Füllungen bei unvollständiger (= minimaler oder ultrakonservativer) Kariesentfernung und das lediglich über einen Zeitraum von zwei Jahren. Die Verwirrung in Lehre und Praxis, die der Review beschreibt, ist also verständlich:

"At the present time there is considerable variation in clinical practice and teaching. Therefore there is a need to systematically review the literature on complete and ultraconservative caries removal." (7.)

Für eine wissenschaftlich stark begründete Empfehlung zur unvollständigen Kariesentfernung sind weitere Langzeitstudien und Reviews auf hohem Evidenzniveau nötig, und das unter besonderer Berücksichtigung unerwünschter Effekte, sowohl bei der vollständigen, wie auch bei der minimalen Kariesentfernung. So ist zu fragen nach dem Auftreten einer irreversiblen Pulpitis, einer Pulpanekrose, einer Kariesprogression besonders bei fehlender, minimaler oder zweizeitiger Kariesentfernung, nach Versagen der Restaurationen und letztlich nach dem Erhalt der betreffenden Zähne überhaupt.

Dennoch scheinen die gegenwärtigen klinischen Studien auf hohem Evidenzniveau zu zeigen, dass die nur minimale Kariesentfernung das Risiko der Pulpaeröffnung stark senkt. Zugleich stellt die ultrakonservative Kariesentfernung kein erhöhtes Risiko für eine Pulpitis oder die Haltbarkeit der Füllungen dar (8.).

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Direkte oder indirekte Verblendschalen (Veneers) zur Behandlung innerlich verfärbter Zähne? (9.) (diese Kurzbesprechung verfasst 2008-11-04)

Es gibt keine starken wissenschaftlichen Beweise für den Effekt von verschiedenen Methoden, verfärbte Zähne mit Verblendschalen (Veneers) zu versorgen.

Eine Möglichkeit verfärbte und fleckige Zähne zu versorgen sind Veneers, das sind Verblendschalen. Wenn die Zähne ansonsten gesund sind, kann die feine Schicht des aufgeklebten Veneers die Verfärbung maskieren. Veneers können entweder aus Keramik in zwei Sitzungen hergestellt werden, oder man kann Veneers in einer Sitzung direkt aus einer Keramikkunststoffmasse auf den Zahn kleben (Komposit). Es gibt auch die Methode laborgefertigte Kompositveneers in zwei Sitzungen einzugliedern.

Die Übersichtsarbeit vergleicht die direkte Herstellung von Veneers aus Komposit in einer Sitzung, mit der inderekten Herstellung über zwei Sitzungen bei Keramikveneers oder indirekten Kompositveneers.

Die Autoren fanden keine aussagekräftigen Studien auf hohem Evidenzniveau zur Frage der Langlebigkeit von direkten und indirekten Veneers. So ist das Resultat, dass es keine hohe Evidenz gibt zu der Frage, ob direkte oder indirekte Veneers länger halten.

Kommentar:

Der Review berücksichtigt Studien lediglich bis zum 19.11.2002. Somit wäre es die Aufgabe der Autoren ihren Review zu aktualisieren. Möglicherweise gibt es ja jetzt gesicherte Erkenntnisse zur Langlebigkeit von indirekten Keramikveneers und direkten Verblendschalen aus Komposit.

Da direkte, in einer einzigen Sitzung angefertigte, Kompositveneers schneller und kostengünstiger herzustellen sind, dürfte ihnen bei sonst vergleichbaren Eigenschaften, im Sinne der Patienten, der Vorzug gegeben werden.

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Schmelzmatrixprotein (Emdogain®) zur Regeneration parodontaler intraossärer Defekte?
(Kurzbesprechung überprüft 2012-04-24)

Emdogain mag gegenüber anderen Methoden der Regeneration des Zahnhalteapparates einige Vorteile haben, wie etwa weniger Komplikationen nach dem Eingriff. Es kann jedoch nicht bewiesen werden, dass Emdogain mehr Zähne erhalten kann, und die Patienten bemerken ein Jahr nach dem Eingriff keine ästhetische Verbesserung.

Bakterien im Zahnbelag können zu einer Entzündung des Zahnhalteapparates führen. Diese Entzündung heißt Parodontose oder genauer Parodontitis und führt zur Zerstörung des Zahnhalteapparates bis schließlich die Zähne locker werden und verloren gehen. Die chirurgische Reinigung der Wurzeloberfläche von bakteriellem Biofilm versucht, die Erkrankung zu stoppen und Zähne zu erhalten. Knochenaufbau, gesteuerte Geweberegeneration und Schmelzmatrixderivate (wie Emdogain) versuchen den Zahnhalteapparat zu regenerieren. Emdogain enthält Proteine (aus sich entwickelnden Schweinezähnen gewonnen), von denen man glaubt, dass sie die Verankerung von Zähnen regenerieren. Der Review findet, dass die zusätzliche Anwendung von Emdogain zu etwas mehr Geweberegeneration führt, als die chirurgische Reinigung ohne Emdogain. Es ist allerdings fraglich, ob dieser zusätzliche Nutzen bemerkbar ist, weil die Patienten keinen Unterschied im ästhetischen Ergebnis feststellen konnten. Die Ergebnisse von Emdogain entsprechen denen der gesteuerten Geweberegeneration, die Anwendung von Emdogain ist einfacher und das Risiko von Komplikationen geringer. Emdogain wurde nicht mit Knochenaufbau verglichen. Es wurden in den Studien keine ernsthaften Nebenwirkungen von Emdogain berichtet.

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Full-mouth disinfection zur Behandlung der chronischen Parodontitis (diese Kurzbesprechung verfasst 2008-11-06)

Full-mouth disinfection und full-mouth scaling bedeuten die Desinfektion und Reinigung der parodontal geschädigten Wurzelflächen in nur einer Sitzung. Das ist ein modernes, zeitsparendes Vorgehen. Traditionell wurde die Mundhöhle in vier Quadranten unterteilt, und in vier getrennten Sitzungen wurde jeweils nur ein Quadrant gereinigt. Der "full-mouth" Ansatz benötigt eine Sitzung, der quadrantenweise Ansatz benötigt vier Sitzungen.

Die Frage der Übersichtsarbeit ist, wie geeignet zur Behandlung der chronischen Parodontitis sind die drei Verfahren:

Die Behandlung der chronischen Parodontitis basiert auf der Entfernung des subgingivalen Biofilms auf den infizierten Wurzelflächen. Ziel ist die bakterielle Ursache der parodontalen Entzündung zu beseitigen, um den Verlust von Knochen und anderem parodontalen Gewebe (Zahnfleisch, Wurzelzement, Faserapparat) zu verlangsamen, ganz aufzuhalten oder sogar eine Regeneration des zahntragenden Knochens und des ganzen Zahnhalteapparates zu ermöglichen.

Die Idee bei dem Ansatz der full-mouth disinfection und full-mouth scaling ist es zu verhindern, dass Bakterien aus noch nicht gereinigten Quadranten bereits gereinigte Quadranten reinfizieren können. Das wird versucht, indem man die Mundhöhle auf ein einziges Mal, oder zumindest innerhalb von 24 Stunden, vollständig reinigt (scaling) und - hauptsächlich mit Spüllösungen - desinfiziert. Bei dem traditionellen quadrantenweisen Vorgehen besteht die Gefahr, dass die Bakterien aus den noch nicht gereinigten Quadranten in die schon gereinigten Bereiche wandern und diese wieder infizieren.

Der Review zeigt allerdings nur mäßig bessere Resultate bei der full-mouth disinfection. Nach der full-mouth disinfection sind die Taschensondierungstiefen etwas niedriger, und eine geringfügig bessere klinische Verankerung der Zähne als in der Kontrollgruppe mit quadrantenweiser Reinigung ist nachweisbar. Die klinischen Vorteile der full-mouth disinfection sind somit eher gering, sodass die Zeitersparnis für den Patienten bedeutsam wird.

Kommentar:

Uns erscheint die Kombination von full-mouth disinfection mit full-mouth scaling interessant, da hier die leichten Vorteile der modernen Verfahren zu erwarten sind, zusätzlich zu der Zeitersparnis und der dadurch geringeren Belastung für die Patienten. Der Review wurde substanziell das letzte mal am 14.11.07 aktualisiert (Stand 10.7.08).

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Gesteuerte Geweberegeneration für parodontale intraossäre Defekte (diese Kurzbesprechung verfasst 2008-11-08)

Konventionelle Behandlungen der Parodontitis sind nicht in der Lage den zahntragenden Knochen und Bindegewebe zu regenerieren. Das führt zu Grenzen bei der Therapie der fortgeschrittenen Parodontitis. Die chirurgische gesteuerte Geweberegeneration, guided tissue regeneration (GTR), könnte eine Regeneration erreichen und damit die Behandlungsmöglichkeiten, gerade in fortgeschrittenen Fällen mit ansonsten ungünstiger Prognose, verbessern. Die Übersichtsarbeit zeigt Vorteile der gesteuerten Geweberegeneration gegenüber konventionellen chirurgischen Verfahren. Allerdings streuen die Erfolge der GTR über einen weiten Bereich, d.h. die Vorhersagbarkeit des Erfolges ist eher gering. Unerwünschte Nebenwirkungen traten bei der GTR nicht vermehrt auf und waren eher geringfügig. Es wird in dem Review weiterer Forschungsbedarf konstatiert im Bezug auf die Variabilität der Resultate und die Eigenschaften des Krankheitsbildes und der Patienten die einen günstigen Effekt der GTR vorhersagbarer machen können. Lediglich 17 Titel wurden aus 626 Studien zur Fragestellung des Reviews ausgewählt. Davon untersuchten nur zwei Studien neben der gesteuerten Geweberegeneration auch die gesteuerte Knochenregeneration. Im Review wurde das Verfahren der gesteuerten Knochenregeneration nicht berücksichtigt.

Kommentar:

Der Review berücksichtigt nur Studien bis April 2004 und ist somit veraltet (Stand 24.7.08). Andere Verfahren, wie die gesteuerte Knochenregeneration oder Schmelzmatrixproteine, sollten mit der GTR verglichen werden. In der zahnärztlichen Praxis, so auch in meiner Praxis, werden oft Kombinationen dieser Verfahren angewand. Es besteht nicht nur Forschungsbedarf bezüglich der Fragestellung, gesteuerte Geweberegeneration verglichen mit konventioneller chirurgischer Lappentechnik. Es besteht auch Aktualisierungsbedarf bei dem Review und die Fragestellung müsste um andere moderne Verfahren erweitert werden.

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Chemisch induziertes Bleichen der Zähne von Erwachsenen zur häuslichen Anwendung (home-bleaching) (diese Kurzbesprechung verfasst 2008-11-10)

Produkte zum häuslichen Bleichen der Zähne wirken für kurze Zeit. Die Anwender sollten aber die häufigen Nebenwirkungen kennen und wissen, dass es noch keine Ergebnisse von Langzeitstudien über den Gebrauch der Bleichmittel gibt.

Bleichmittel für die Zähne sind frei erhältlich oder werden durch einen Zahnarzt bezogen. Der Review fragt ob diese Bleichmittel funktionieren und wie gut sie funktionieren. Es gibt zwei Arten die Zähne aufzuhellen. Einmal gibt es den Einsatz abrasiver Putzkörper meist in Form von aufhellenden Zahnpasten. Zum anderen werden chemische Aufheller ohne Abrasivwirkung eingesetzt. Der Review beschäftigt sich nur mit der chemischen Aufhellung von Zähnen.

Von insgesamt 416 Studien entsprachen lediglich 25 Studien den Auswahlkriterien. Lediglich 6 der 25 ausgewählten Untersuchungen ermittelten den Effekt der Aufhellung einen Monat oder länger nach der Anwendung. Alle Studien wurden von den Herstellern von Bleichmitteln gesponsert. Es muss eine einseitige Verzerrung der Ergebnisse (bias) angenommen werden. Bei vier Studien besteht ein mäßiges Risiko für einen Bias, beim Rest, also bei 21 Studien gibt es ein hohes Risiko für eine Resultatverzerrung. Keine Studie wurde herstellerunabhängig durchgeführt.

Häufige Nebenwirkung des Bleichens ist eine vorübergehende Empfindlichkeit der Zähne und des Zahnfleischs. Patienten sollten darüber aufgeklärt werden. Mögliche unerwünschte langfristige Nebenwirkungen wurden nicht erforscht.

Kommentar:

Da die Aufklärung über Risiken des Bleichens besser durch ein zahnärztliches Team geleistet werden kann, ist das Bleichen in der Zahnarztpraxis empfehlenswerter als das Anwenden frei erhältlicher Mittel. Weil überhaupt keine Informationen auf gutem Evidenzniveau über mögliche schädliche Langzeitwirkungen vorliegen, sollte man die Beratung zum Aufhellen der Zähne sehr zurückhaltend und skeptisch durchführen.

Es besteht Forschungsbedarf für herstellerunabhängige Langzeitstudien auf hohem Evidenzlevel.

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Behandlung der Okklusion bei Patienten mit Parodontitis (diese Kurzbesprechung verfasst 2008-11-11)

Okklusale Überlastungen treten bei zu großen Kräften auf, die den Zahnhalteapparat zerstören. Ungefähr 15% der Weltbevölkerung leiden unter einer fortgeschrittenen Parodontitis. Wenn dann an einem Zahn mit fortgeschrittener Erkrankung des Zahnhalteapparates eine Überlastung beim Kauen, Zusammenbeißen oder Knirschen und Pressen auftritt, ist es ungewiss, ob sich dadurch die Erkrankung des Zahnhalteapparates weiter verschlechtert. Manchmal wird die okklusale Überlastung bei Parodontitispatienten behandelt. Die wissenschaftlichen Belege für die Wirksamkeit dieser Interventionen sind begrenzt. Der Review hat lediglich eine randomisierte, kontrollierte Studie gefunden, die die Einschlusskriterien erfüllt.

Die Einschlusskriterien waren randomisierte, kontrollierte Studien zur Beurteilung okklusaler Intervenntionen bei Patienten mit Parodontitis.

Die Ergebnisse dieser Studie sind nicht eindeutig. Tatsächlich kommt der Review zu dem Ergebnis, dass es keine Evidenz auf gutem Niveau gibt für oder gegen okklusale Maßnahmen bei Parodontitispatienten. Es wird Forschungsbedarf auf hohem Evidenzniveau konstatiert.

Kommentar:

Wie häufig, so wird auch in diesem Review der Mangel an qualitativ hochwertigen Studien festgestellt. Ich denke, dass schon in der Ausbildung der Studenten, ja sogar in den Gymnasien, mehr Methodenlehre betrieben werden muss und weniger Faktenwissen, das schneller veraltet, vermittelt werden sollte.

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Fluoridierte Milch zur Vorbeugung gegen Karies (diese Kurzbesprechung verfasst 2008-11-12)

Die Belege sind unzureichend für einen möglichen Effekt fluoridierter Milch bei der Prävention von Karies.

Zahnfäule (Karies) kann zu Schmerzen und Zahnverlust führen. Fluorid ist ein Mineral, das Karies verhindern kann. Als eine Maßnahme der öffentlichen Gesundheitsvorsorge kann Fluorid dem Trinkwasser, Speisesalz und Milch zugesetzt werden. So wie bei der Speisesalzfluoridierung und anders als bei der Trinkwasserfluoridierung, haben die Eltern bei fluoridierter Milch die Wahlfreiheit. Die hier besprochene Übersichtsarbeit zeigt, dass es nur unzureichende Belege für die Effektivität der Milchfluoridierung zur Vorbeugung gegen Karies gibt.

Zahnkaries ist nach wie vor ein großes Problem der Volksgesundheit in den meisten Industrieländern. Zwischen 60% und 90% der Schulkinder und eine überwiegende Mehrheit der Erwachsenen haben oder hatten Karies.

Kommentar

Die beiden Studien, die die Einschlusskriterien erfüllen, zeigen unterschiedliche Resultate. Es gibt somit keine ausreichende Evidenz. Die Ergebnisse lassen jedoch die günstige Wirkung der Fluoridierung von Milch insbesondere für die bleibenden Zähne vermuten. Es wurden Arbeiten bis Mai 2005 ausgewertet, sodass eine Aktualisierung jetzt (August 2008) nützlich wäre.

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Fluorid Gel zur Vorbeugung gegen Karies bei Kindern und Jugendlichen (diese Kurzbesprechung verfasst 2008-11-14)

Fluorid ist ein Mineral, das Zahnfäule, also Karies, verhindern kann. Nachdem fluoridhaltige Zahncreme und die Fluoridierung von Trinkwasser weite Verbreitung gefunden haben, wird der Wert zusätzlicher Fluoridierungsmaßnahmen in Frage gestellt. Fluorid Gele können professionell in der Zahnarztpraxis und auch kostengünstiger zu Hause vom Patienten angewandt werden.

Der Cochrane Review ergibt, dass Fluorid Gele das Kariesrisiko bei Kindern senken können. Ein von zwei Kindern mit einem hohen Grad an Karies würde weniger Zahnkaries haben. Allerdings müssten die unerwünschten Nebenwirkungen weiter erforscht werden, weil Kinder dazu neigen, das Fluorid Gel während der Anwendung zu verschlucken. Von den 25 Studien, die zur Auswertung herangezogen wurden, enthielten nur zwei Aussagen zu unerwünschten Effekten.

Die Evidenz für eine Vorbeugung gegen Karies mit Fluorid Gelen ist gut. Es gibt wenige Daten für den Kariesschutz bei Milchzähnen.

Kommentar

Da in Deutschland die Trinkwasserfluoridierung nicht eingeführt ist, erscheint die zusätzliche Fluoridierung mit Gelen besonders sinnvoll. Die Wirksamkeit ist wissenschaftlich gut belegt. Zur Vermeidung ungewünschter Folgen muss sorgfältig darauf geachtet werden, dass Kinder und Jugendliche das Fluorid Gel nicht in nennenswerten Mengen verschlucken.

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Aciclovir zur Behandlung einer primären Herpes-simplex Gingivostomatitis (diese Kurzbesprechung verfasst 2008-11-15)

Es gibt schwache wissenschaftliche Belege dafür, dass die systemische Anwendung von Aciclovir bei der Behandlung einer primären Gingivostomatitis herpatica einige Symptome lindert.

Die primäre Herpes Gingivostomatistis ist eine hoch ansteckende Infektion der Mundhöhle, die vom Herpes-simplex-Viren Typ 1 verursacht wird. Die Infektion tritt besonders bei Kindern und Jugendlichen auf und kann manchmal zu unangenehmen Symptomen, wie Ess- und Trinkproblemen bis hin zu einer lebensbedrohlichen Entzündung des Gehirns führen (Enzephalitis).

In diesem Review wurden 2 Studien eingeschlossen mit 92 Teilnehmern. Lediglich eine der beiden Studien konnte eine eingeschränkte Evidenz vorlegen, nach der Aciclovir die Zahl der oralen Läsionen verringert, der Entwicklung extraoraler Läsionen vorbeugt, die Zahl der Probleme beim Essen und Trinken vermindert und die Anzahl der Kinder unter 6 Jahren reduziert, die in eine Klinik eingewiesen werden mussten.

Kommentar

Die Frage, ob die systemische Gabe von Aciclovir das Risiko einer Enzephalitis senkt, kann von diesem Cochrane Review nicht beantwortet werden. Der Review zeigt zudem keine starken Belege für die Wirkung von Aciclovir. Auf mögliche Nebenwirkung der Medikation wird nicht eingegangen.

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Antibiotika zur Vorbeugung gegen eine bakterielle Endokarditis in der Zahnheilkunde (diese Kurzbesprechung verfasst 2008-11-16)

Es gibt keine Evidenz, ob eine Antibiotikaprophylaxe zur Vorbeugung gegen eine bakterielle Endokarditis effektiv oder ineffektiv ist für Risikopatienten, die sich einem invasiven zahnärztlichen Eingriff unterziehen.

Es fehlen wissenschaftliche Belege, die früher veröffentliche Leitlinien zu dem Gebiet unterstützen würden. Es ist unklar, ob der mögliche Schaden und die Kosten einen nützlichen Effekt überwiegen. Ethisch betrachtet müssen Praktiker mit ihren Patienten Vor- und Nachteile besprechen, ehe über die prophylaktische Gabe von Antibiotika entschieden wird.

Die infektiöse Endokarditis ist eine schwere Infektion mit einer hohen Sterblichkeitsrate. Weil viele zahnmedizinische Eingriffe eine Bakteriämie auslösen können, wurde geglaubt, dass das bei Risikopatienten in seltenen Fällen zu einer Endokarditis führen könnte.

Die Recherche des Reviews umfasst aktuelle Studien (bis Juni 2008). Da die bakterielle Endokarditis eine geringe Inzidenz hat, wurden neben randomisierten, kontrollierten Studien auch Kohortenstudien und Fall-Kontroll-Studien in die Suche nach wissenschaftlicher Evidenz mit einbezogen.

Die Einschlusskriterien wurden allerdings von keiner RCT oder Kohortenstudie erfüllt. Lediglich eine Fall-Kontroll-Studie erfüllte die Kriterien. Ein signifikanter Effekt der Antibiotikaprophylaxe zur Verhinderung einer bakteriellen Endokarditis konnte nicht gezeigt werden.

Kommentar:

Seit April 2007 ist durch die neuen Leitlinien der American Heart Association (AHA) zur Endokarditisprophylaxe eine Wandlung in Gang gekommen. In Deutschland wurden im Herbst 2007 neue Leitlinien herausgegeben. Die Grundlage bildet erfreulicherweise die Frage nach der wissenschaftlichen Evidenz für Empfehlungen in Leitlinien. Wie wenig allerdings in diesem Bereich auf hohem Evidenzniveau geforscht wurde ist erstaunlich.

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Screening- und Hilfsprogramme für Erwachsene, die Opfer häuslicher Gewalt wurden und Zahn- oder Gesichtsverletzungen haben (diese Kurzbesprechung verfasst 2008-11-18)

Es existieren keine wissenschaftlichen Belege für die Effektivität von Screening- und Interventionsprogrammen, die Opfer von häuslicher Gewalt mit Zahn- und Gesichtsverletzungen erkennen und unterstützen sollen.

In vielen Studien wird die Schwierigkeit gezeigt, häusliche Gewalt zu erkennen. Die Dunkelziffer nicht berichteter Fälle ist hoch. Es gibt Screeningmethoden, aber es gibt keine Studien über die Effektivität dieser Screeningverfahren. Zahnärzte, Oralchirurgen und Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgen sind in der Regel nicht geschult im Umgang mit Fällen häuslicher Gewalt. Eine Vermittlung an spezialisierte Einrichtungen ist hier besser.

Es gibt zahlreiche Programme, die Opfern häuslicher Gewalt helfen und der Gewaltanwendung vorbeugen. Dennoch wurde die Effektivität dieser Programme, oder auch ihre möglichen unerwünschten Wirkungen, nicht in geeigneter Weise im Rahmen des Gesundheitswesens untersucht.

Kommentar:

Die Autoren des Reviews fanden für den Zeitraum bis Februar 2004 keine randomisierte kontrollierte Studie für die Wirksamkeit von Screeningverfahren und für die Wirksamkeit von Interventionen bei häuslicher Gewaltanwendung mit Zahn- und Gesichtsverletzung. Angesichts der schweren Schicksale ist die fehlende wissenschaftliche Evidenz bedauernswert. Es wäre sinnvoll einen Teil der Anstrengungen, die zur Hilfe von Opfern häuslicher Gewalt unternommen werden, in die evidenzbasierte Forschung zu investieren.

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Regelmäßige überwachte Anwendung von fluoridhaltigen Mundspüllösungen senkt bei Kindern das Kariesrisiko, selbst dann wenn das Trinkwasser bereits fluoridiert ist und fluoridierte Zahncreme verwendet wird. (diese Kurzbesprechung verfasst 2008-11-20)

Die regelmäßige Anwendung fluoridierter Mundspüllösungen hat auch zusätzlich zur Trinkwasserfluoridierung und zu fluoridierter Zahnpasta eine vorbeugende Wirkung. Bei Kindern mit einem hohen Kariesrisiko profitiert eines von zwei Kindern, bei dem niedrigsten Kariesrisiko ist es statistisch eines von 16 Kindern, das durch die Mundspülung weniger Karies aufweist.

Fluoridierte Mundspülungen werden in Schulprogrammen und zur häuslichen Vorbeugung vielfach eingesetzt. Das Ziel des Reviews ist es die Wirksamkeit zur Kariesvorbeugung und modifizierende Faktoren bei der Anwendung zu prüfen.

Der Zeitraum der Recherche erstreckt sich bis Mai 2000. Als Resultat der Intervention wurde der DMFS-Index (dmfs-) gemessen.

36 Studien erfüllten die Einschlusskriterien. Es liegen wenig Informationen zu unerwünschten Wirkungen und zur Compliance für die Intervention vor.

Kommentar:

Der zusätzliche Nutzen dieser Intervention, selbst für Kinder und Jugendliche mit niedrigem Kariesrisiko, ist klar belegt. Bei hohem Kariesrisiko können fluridierte Mundspülungen einen starken schützenden Effekt haben. Ihre kontrollierte Anwendung ist sehr zu empfehlen.

Studien auf hohem Evidenzniveau zu Nebenwirkungen und der Anwendungsfreundlichkeit der Maßnahme sind nicht vorhanden. Zudem ist die Datenlage des Reviews veraltet (Mai 2000). Ein Update ist erforderlich.

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Zahncremes mit Fluorid zur Vorbeugung gegen Karies bei Kindern und Jugendlichen (diese Kurzbesprechung verfasst 2008-11-21)

Kinder, die ihre Zähne mindestens einmal pro Tag mit einer fluoridhaltigen Zahnpasta putzen, haben weniger Karies.

Zahnfäule (Karies) ist schmerzhaft, die Behandlung ist teuer und Karies kann zu erheblichen Schäden an den Zähnen führen. Fluorid ist ein Mineral das Karies verhindert. Die Übersichtsarbeit zeigt, dass Kinder im Alter von 5 bis 16 Jahren bei regelmäßigem Gebrauch fluoridierter Zahnpasta, in einem Beobachtungszeitraum von drei Jahren, weniger erkrankte, gefüllte oder fehlende Zähne hatten. Dieses Ergebnis war unabhängig von der Trinkwasserfluoridierung. Der zweimalige Gebrauch fluoridierter Zahncreme pro Tag erhöht den Nutzen.

Die Frage konnte nicht geklärt werden, ob sich durch fluoridierte Zahncreme das Risiko von Flecken auf den Zähnen (Dentalfluorose) erhöht, ein Effekt der bei regelmäßigem Verschlucken großer Mengen an Fluoriden bei jungen Kindern beobachtet werden kann.

Kommentar:

Es wurden zwar lediglich Studien bis zum Jahr 2000 ausgewertet. Die Evidenz für die Resultate des Reviews ist allerdings sehr gut, sodass durch neuere Studien keine Änderungen zu erwarten wären. Lediglich die unerwünschten Nebenwirkungen und der Effekt für Milchzähne sind durch den Review nicht ausreichend geklärt. Hier könnte ein Update unter Berücksichtigung neuerer Untersuchungen Aufschluss geben.

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Hand- und Ultraschallinstrumente zur orthograden Wurzelkanalbehandlung bleibender Zähne (diese Kurzbesprechung verfasst 2008-11-25)

Wurzelkanalbehandlungen sind Standardbehandlungen an Zähnen deren Zahnmark abgestorben ist. Das Entfernen von Geweberesten, das Reinigen und Formen der Wurzelkanäle sind wichtige Schritte dieser Therapie. Dabei kommen Handinstrumente, rotierende, maschinell getriebene Instrumente und Ultraschallinstrumente zum Einsatz.

Die Autoren des Reviews haben herausgefunden, dass es gegenwärtig für die Effektivität des Einsatzes von Ultraschallinstrumenten unzureichende wissenschaftliche Belege auf hohem Evidenzniveau gibt. Das gilt für den alleinigen Einsatz von Ultraschall, wie auch für den Einsatz zusammen mit Handinstrumenten. Die Autoren schlagen vor, dass künftig mehr Studien zur Effektivität von Ultraschallinstrumenten in Verbindung mit Handinstrumenten durchgeführt werden.

Kommentar:

Durch die zunehmende Verbreitung von maschinengetriebenen Nickel-Titan-Instrumenten erscheint die Einschränkung der Frage, ob Ultraschall- oder Schallinstrumente alleine oder in Kombination mit Handinstrumenten das Ergebnis der Wurzelkanalbehandlung verbessern, nicht zeitgemäß. Für meine Praxis wäre die Frage, ob Ultraschall- und Schallinstrumente zusätzlich zu Nickel-Titan-Instrumenten das Ergebnis im Vergleich zum alleinigen Einsatz von rotierenden Nickel-Titan-Instrumenten verbessern, interessanter.

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Hyaluronsäure für Kiefergelenkserkrankungen (diese Kurzbesprechung verfasst 2008-11-26)

Es gibt keine ausreichenden Belege zur Unterstützung oder Ablehnung der Behandlung mit Hyaluronsäure bei Kiefergelenkserkrankungen.

Wenn das Gelenk zwischen Unterkiefer und Schädelbasis nicht richtig funktioniert, kann es zu Problemen kommen, wie Geräusche (Knacken oder Reiben), Muskelverhärtungen oder Schmerzen (kraniomandibuläre Dysfunktion). Arthritis kann beim Kiefergelenk ebenfalls auftreten. Es gibt ein Spektrum von Behandlungen, darunter befindet sich die Injektion von Glukokortikoiden oder Hyaluronsäure. Hyaluronsäure wird auch gelegentlich bei einer Arthritis der Hüft- und Kniegelenke angewandt.

Die Übersichtsarbeit ergibt, dass es nicht genügend wissenschaftliche Belege für den Nutzen von Hyaluronsäureinjektionen bei Patienten mit Kiefergelenkserkrankungen gibt. Berichtete Nebenwirkungen waren mild und vorübergehend.

Kiefergelenkserkrankungen können sehr schmerzhaft sein, die Funktion z.B. beim Kauen und Sprechen einschränken und die Lebensqualität deutlich beeinträchtigen. Hyaluronsäureinjektionen in das Gelenk werden seit über zwei Jahrzehnten durchgeführt, ohne dass klinische Belege für ihre Wirksamkeit durch systematische Studien vorhanden wären.

Kommentar:

Angesichts des teilweise erheblichen Leidensdrucks und der hohen Inzidenz wäre es sehr zu wünschen, dass Studien auf hohem Evidenzniveau zur Therapie der Kiefergelenkserkrankungen durchgeführt würden. Der Review erfasst die Literatur von 2003 bis heute (26.11.2008) nicht mehr. Ein Update wäre hier nötig.

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Behandlung zum Ersatz fehlender Zähne: ein- oder zweizeitiges Setzen von Implantaten (diese Kurzbesprechung verfasst 2008-12-01)

Zahnimplantate können erfolgreich eingepflanzt werden. Entweder ragen die Implantate während der Einheilphase von mehreren Wochen bis Monaten aus dem Zahnfleisch heraus (einzeitiges Vorgehen) oder die Implantate heilen unter dem Zahnfleisch ein (zweizeitiges Vorgehen). Bei dem zweizeitigen Vorgehen ist ein weiterer kleiner chirurgischer Eingriff nötig um die Implantate nach der Einheilphase frei zu legen.

Die Übersichtsarbeit gründet auf lediglich zwei Studien mit wenigen Patienten. Es gibt schwache wissenschaftliche Belege dafür, dass der Erfolg von ein- und zweizeitigem Vorgehen ähnlich ist. Mehr Forschung wäre nötig, um die Frage definitiv zu beantworten. Aber es scheint möglich zu sein, Implantate einzeitig zu setzen (d. h. die Implantate schauen während der Einheilphase aus dem Zahnfleisch heraus). Die Vorteile des einzeitigen Vorgehens sind: (1) ein kleiner chirurgischer Eingriff zur Freilegung der Implantate entfällt und (2) die Behandlungszeit kann verkürzt werden weil keine Zeit für die Heilung der Weichteilmanschette nach der chirurgischen Freilegung erforderlich ist. Gelegentlich kann aber auch das zweizeitige oder geschlossene Einheilen vorteilhaft sein, beispielsweise dann, wenn nach dem Setzen des Implantates keine Primärstabilität erzielt werden kann.

Kommentar:

Der Review wurde Mitte 2007 veröffentlicht. Das ein- oder zweizeitige Vorgehen gibt es in der zahnärztlichen Implantologie jedoch schon seit Jahrzehnten. Es wäre Forschung auf hohem Evidenzniveau zu dieser Fragestellung nötig.

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Behandlung zum Ersatz fehlender Zähne: Antibiotika beim Einsetzen von Implantaten um Komplikationen zu verhindern (diese Kurzbesprechung verfasst 2008-12-02)

Fehlende Zähne können manchmal durch Implantate ersetzt werden. An den Implantaten werden Kronen, Brücken oder Prothesen verankert. Bei dem Einsetzen der Implantate kann es zu bakteriellen Verunreinigungen kommen und das kann wiederum zu einem Scheitern der Implantatversogrung führen. Es scheint, dass die einmalige Gabe von zwei Gramm Amoxicillin eine Stunde vor dem Eingriff die Komplikationsrate senken kann. Genauer gesagt müssen 25 Patienten diese Antibiotikaprophylaxe erhalten um statistisch bei einem Patienten einen frühen Implantatverlust zu verhindern (NNT = number needed to treat). Es ist immer noch nicht geklärt, ob die postoperative Gabe von Antibiotika das Risiko weiter senkt.

Infektionen um Biomaterialien herum sind schwer zu behandeln und fast alle infizierten Implantate müssen entfernt werden. Allgemein ist in der Chirurgie eine Antibiotikaprophylaxe nur dann angezeigt wenn

Neuere Empfehlungen gehen dahin, wenn erforderlich, nur kurzzeitig eine Antibiose durchzuführen. Bei der Gabe von Antibiotika können unerwünschte Nebenwirkungen auftreten von einer Diarrhoe bis hin zu lebensbedrohlichen allergischen Schockreaktionen. Zudem kann es durch den ausgedehnteren Einsatz zu einer vermehrten Selektion antibiotikaresistenter Bakterienstämme kommen. Der Einsatz von Antibiotika in der zahnärztlichen Implantologie ist kontrovers.

Kommentar:

Interessant wäre ein Abgleich mit den Empfehlungen zur Endokarditisprophylaxe. Das vorgeschlagene Regime ist analog und die Empfehlungen zur Endokarditisprophylaxe wurden seit 2007 restriktiver im Sinne einer eingegrenzteren Anwendung der Antibiose formuliert [+].

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Behandlung zum Ersatz fehlender Zähne: Techniken zum Aufbau von Knochen für die Implantatversorgung (diese Kurzbesprechung verfasst 2009-01-02)

Einige Patienten haben zu wenig Knochen für die Einpflanzung von Implantaten. Es gibt mehrere Techniken um den benötigten Knochen aufzubauen und damit die Implantatbehandlung möglich zu machen.

Für die Stabilität von Implantaten ist ein ausreichendes Knochenangebot notwendig. Der Review untersucht zunächst die Null-Hypothese hinsichtlich des Erfolges, der Funktion, der Nebenwirkungen und der Patientenzufriedenheit für verschiedene Methoden der Knochenaugmentation im Rahmen der zahnärztlichen Implantatbehandlung. Im Einzelnen wurden untersucht:

Die Autoren des Reviews kommen zu den folgenden Ergebnissen:

  1. Umfangreiche Augmentationen an atrophierten Unterkieferknochen sind vermutlich nicht gerechtfertigt.
  2. Knochenersatzmaterialien (Bio-Oss oder Cerasorb) können bei Sinuslift-Operationen gleichwertig gegenüber autogenem Knochen verwendet werden.
  3. Mehrere Techniken können Knochen horizontal und vertikal aufbauen, es ist jedoch nicht klar, welche Techniken am effektivsten sind.
  4. Es ist nicht geklärt, ob bei einer Sofortimplantation in eine Extraktionsalveole augmentative Maßnahmen notwendig sind.
  5. Dennoch zeigten die mit Membranen und Bio-Oss behandelten Extraktionsalveolen eine größere Gingivahöhe, als Stellen, die nur mit Membranen versorgt wurden.
  6. Nichtresorbierbare Membranen über Knochenfenestrationen an Implantaten zeigten eine stärkere Knochenregeneration, als Stellen, die ohne Membran behandelt wurden. Es beleibt dabei jedoch fraglich, ob der durch die Membranapplikation gewonnene Knochen für den Patienten von praktischem Nutzen ist.
  7. Über die effektivste Methode zur Behandlung von Knochenfenestrationen an Implantaten herrscht Unklarheit.
  8. Bone morphogenetic proteins könnten die Knochenneubildung an Implantationsstellen fördern, an denen Bio-Oss verwendet wurde.
  9. Titanschrauben scheinen für die Fixierung von Knochenspänen gegenüber resorbierbaren Schrauben überlegen zu sein.
  10. Autogenes Knochenmaterial, das intraoral entnommen wurde, unter anderem durch Knochenfilter in der Absauganlage, scheint das Risiko für Infektionen zu erhöhen.

Insgesamt konnten zu wenig Studien mit zu geringen Patientenzahlen ausgewertet werden. Der Beobachtungszeitraum war vielfach oft zu kurz. Oft bestand auch die Gefahr des Bias, d.h. einer Verzerrung der Ergebnisse.

Kommentar:

In der dentalen Implantologie ist es notwendig bessere, objektive Studien durchzuführen. Insbesonders die verzerrende Einflussnahme der Industrie sollte vermieden werden. Am günstigsten erscheinen vollkommen herstellerunabhängige Studien. Wo allerdings Unterstützung und Finanzierung durch Hersteller erfolgt, muss diese klar und an prominenter Stelle in einem Statement of Interest offen gelegt werden.

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Behandlung zum Ersatz fehlender Zähne: dentale Implantate in Extraktionsalveolen (Sofortimplantation, verzögerte Sofortimplantation und Spätimplantation) (diese Kurzbesprechung verfasst 2009-01-10)

Zahnärztliche Implantate können sofort nach der Zahnentfernung in die Alveole eingesetzt werden (Sofortimplantation), oder die Implantation findet nach einigen Wochen statt (verzögerte Sofortimplantation). Wird länger gewartet, so handelt es sich um eine Spätimplantation.

Der Review behandelt die Frage nach dem besten Zeitpunkt für die Implantatsetzung.

Es konnten nur zwei Studien ausgewertet werden. Die eine Studie verglich die Sofortimplantation mit der Spätimplantation und fand keine Unterschiede. Die zweite Studie verglich die verzögerte Sofortimplantation mit der Spätimplantation. Hier ergaben sich für die Patienten mit verzögerter Sofortimplantation ein besseres ästhetisches Resultat und eine allgemein höhere Zufriedenheit mit der Behandlung.

Kommentar:

Es besteht Mangel an Studien auf hohem Evidenzniveau. Insbesondere konnte kein Vergleich zwischen Sofortimplantation und verzögerter Sofortimplantation gefunden werden. Auch die interessante Frage, ob es bei dem Verfahren der Sofortimplantation zu einer höheren Komplikations- und Verlustrate kommt, als bei der verzögerten Sofortimplantation oder der Spätimplantation, kann bisher durch gute randomisierte, kontrollierte Studien nicht hinreichend geklärt werden.

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Behandlung zum Ersatz fehlender Zähne: Dentale Implantate im Jochbein (Os zygomaticum) zur Versorgung eines stark reduzierten, zahnlosen Oberkiefers (diese Kurzbesprechung verfasst 2009-01-18)

Es gibt keine vergleichenden (kontrollierten) Studien zu Implantaten, die durch die Kieferhöhle hindurch im Wangenknochen verankert werden und eine Alternative zur Knochenaugmentation darstellen.

Manchmal ist im Oberkiefer nicht genug Knochen vorhanden um Implantate sicher verankern zu können. Es kann Knochen aus anderen Körperregionen transplantiert werden und es können Knochenersatzmaterialien eingesetzt werden. Eine Alternative ist es im Oberkiefer ein bis drei lange Implantate durch die Kieferhöhle hindurch im Wangenknochen zu verankern (Jochbein-Implantate). Der Vorteil dieser Technik ist, dass man u. U. ohne Knochenaufbau auskommt. Leider wurden - Stand 17.08.2005 - keine vergleichenden Studien zu Jochbein-Implantaten alternativ zu Verfahren der Knochenaugmentation gefunden.

Kommentar:

Es ist enttäuschend, dass es zu diesem relativ neuen Verfahren keinen RCT gibt. Der Review nennt allerdings einige retrospektive und eine prospektive Studie. Da durch Jochbein-Implantate möglicherweise Patienten mit schweren Knochendefekten im Oberkiefer wirksam und besser als mit Augmentationsmethoden geholfen werden könnte, sind RCTs wünschenswert.

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Aufbissschienen zur Behandlung des Zähneknirschens während der Nacht (nächtlicher Bruxismus) (diese Kurzbesprechung verfasst 2009-01-19)

Es gibt keine ausreichende Evidenz, um die Schienenbehandlung von Patienten, die nachts knirschen und pressen, zu untermauern oder zurückzuweisen.

Nächtlicher Bruxismus hat verschiedene Zeichen und Symptome. Darunter sind die ungewöhnlich starke Abnutzung der Zähne, Frakturen der Zähne, Schmerzen und Missempfindungen der Kiefergelenke, Beschwerden der Kaumuskeln und Kopfschmerzen.

Bei der Behandlung werden Schienen, Medikamente und psychotherapeutische Maßnahmen eingesetzt. Eine Aufbissschiene ist ein herausnehmbares Gerät, das im Ober- oder Unterkiefer getragen wird und die Kauflächen der Zähne bedeckt. Üblicherweise werden Schienen verwendet, um den weiteren Abrieb der Zähne zu verhindern.

Kommentar:

Auch wenn keine eindeutigen Resultate des Reviews zur Behandlung des nächtlichen Bruxismus durch Schienen vorliegen, so könnte, wie die Autoren des Reviews meinen, ein günstiger Effekt in der Vermeidung von Zahnabrieb und Zahnfrakturen bestehen.

Für die Praxis würde ich mir wünschen, dass der naheliegende Effekt der Verhinderung von Zahnabrieb beim Knirschen durch das Tragen einer Aufbissschiene in randomisierten, kontrollierten Studien (RTCs) untersucht würde.

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Behandlung zum Ersatz fehlender Zähne: Kauflächengestaltung der Zähne für Totalprothesen zur Versorgung zahnloser Patienten (diese Kurzbesprechung verfasst 2009–01–21)

Es gibt keine starken wissenschaftlichen Belege zugunsten einer bestimmten Kauflächengestaltung der Zähne bei Totalprothesen.

Zahnlose Patienten tragen oft als Ersatz der fehlenden Zähne Totalprothesen. Für den Halt von Totalprothesen sind mehrere Faktoren verantwortlich, die verhindern, dass sich der Zahnersatz locker oder unkomfortabel anfühlt. Einer dieser Faktoren, so wird angenommen, könnte die Gestaltung der Kauflächen sein. Es wurden allerdings keine zuverlässigen Belege für diese Wirkung der okklusalen Formgebung gefunden. Lediglich schwache Hinweise liegen vor, dass die Verwendung von Höckerzähnen im Seitenzahnbereich im Gegensatz zu höckerlosen Zähnen zu einer höheren Patientenzufriedenheit führt.

Kommentar:

Neben der Kauflächengestaltung der Seitenzähne wäre für die Praxis in diesem Zusammenhang auch die Frage der richtigen statischen und dynamischen Okklusion interessant. Hier scheint es Hinweise zu geben, dass eine Eckzahnführung im Vergleich zur balanzierten Okklusion eine höhere Patientenzufriedenheit ergeben könnte.

"Some gnathologically oriented dentists have maintained,
without being believed by most prosthodontists, that complete
dentures with canine-guided occlusion can function well. A
controlled study compared balanced occlusion and canine
guidance in a group of complete denture wearers. The patients
assessed canine-guided dentures to be significantly more
satisfying in aesthetic appearance, mandibular denture retention,
and chewing ability (30).
"

Aussagekräftige randomisierte, kontrollierte Studien zu diesen Fragen der Gestaltung von Totalprothesen wären nützlich.

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Behandlung zum Ersatz fehlender Zähne: unterschiedliche Zeiten zur Belastung dentaler Implantate

Bei einigen Patienten könnten dentale Implantate möglicherweise unmittelbar nach der Operation mit künstlichen Zahnkronen belastet werden. Es ist aber noch mehr Forschung notwendig.

Nach dem Einbringen zahnärztlicher Implantate wird oft einige Monate lang gewartet, damit der Knochen um die Implantate herum heilen kann bevor die Implantate mit Kronen belastet werden. In dieser Einheilungsphase werden häufig provisorische, herausnehmbare Prothesen getragen.

Wenn die Implantate sofort belastet werden können, haben die Patienten einen Gewinn an Komfort und können gleich nach der Operation oder spätestens wenige Wochen danach gut kauen. Der Review kommt zu dem Ergebnis, dass bei einer Sofortbelastung von Implantaten das Ergebnis etwas schlechter sein könnte, als nach einer längeren Einheilzeit über mehrere Monate hinweg.

Auf der anderen Seite ist es durchaus möglich, Implantate sofort oder wenige Wochen nach dem Einsetzen zu belasten. Eine hohe Primärstabilität der Implantate scheint für günstige Erfolgsraten wichtig zu sein. Mehr RCTs sind zu dieser Fragestellung erforderlich. Die RCTs sollten entsprechend den CONSORT Leitlinien veröffentlicht werden.

Kommentar:

Die Zeitersparnis bei der Sofortbelastung zahnmedizinischer Implantate ist ein erheblicher Vorteil, denn Patienten ziehen eindeutig schnelle Behandlungen vor. Die oft weniger günstige lange Tragezeit von Provisorien entfällt. Außerdem scheint es Hinweise zu geben, dass eine sofortige Belastung der dentalen Implantate risikoärmer ist, als eine frühe Belastung nach wenigen Wochen.

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Behandlung zum Ersatz fehlender Zähne: verschiedene Arten zahnärztlicher Implantate

Es gibt in begrenztem Umfang wissenschaftliche Belege dafür, dass Implantate mit einer relativ glatten Oberfläche ein geringeres Risiko für Knochenverlust aufgrund chronischer Infektionen (Periimplantitis) haben, als Implantate mit raueren Oberflächen. Auf der anderen Seite könnte bei Implantaten mit einer glatteren, maschinierten Oberfläche das Risiko für einen früheren Implantatverlust größer sein. Es gibt keine Evidenz dafür, dass irgendein Implantattyp einen besseren Langzeiterfolg hat.

Fehlende Zähne können manchmal durch Implantate im Kieferknochen ersetzt werden, weil die Implantate in den Knochen einheilen. Auf dem Implantat kann eine Krone, eine Brücke oder eine Prothese befestigt werden. Verschiedene Modifikationen wurden entwickelt um den langfristigen Erfolg von Implantaten zu erhöhen, und verschiedene Implantattypen wurden und werden mit hohem Aufwand beworben. Heute sind mehr als 1300 Varianten erhältlich, aus verschiedenen Materialien, mit unterschiedlichen Formen, Größen, Längen, Oberflächenstrukturen und Beschichtungen.

Dennoch konnte der Review keine hinreichende Evidenz finden, um die Überlegenheit irgendeines Implantattyps zu belegen.

Kommentar:

Bei Implantaten wird viel Geld in die Forschung gesteckt und in das Marketing. Es ist umso bedauerlicher, dass es keine unabhängigen Studien auf hohem Evidenzniveau gibt, die die langfristigen Erfolgsraten verschiedener Implantattypen untersuchen. Den Patienten und den praktisch, implantologisch tätigen Zahnärzten wäre jedenfalls durch gute RCTs bei der Auswahl geeigneter Implantattypen geholfen.

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Behandlung zum Ersatz fehlender Zähne: hyperbare Sauerstofftherapie für Patienten, die nach Strahlentherapie zahnärztliche Implantate benötigen

Es konnte zu der Fragestellung nur eine Studie mit einer begrenzten Anzahl an Patienten gefunden werden. Diese Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die hyperbare Sauerstofftherapie (HBO) bei Patienten, die nach Strahlentherapie dentale Implantate bekommen, keinen klinischen Nutzen hat.

HBO erfordert, dass die Patienten unter Überdruckbedingungen in besonderen Kammern und in mehreren Sitzungen reinen Sauerstoff einatmen. Es wurde vermutet, dass die HBO die Heilung von Knochen und Weichgewebe um Implantate herum verbessert. Für diese Hypothese gibt es keine wissenschaftlichen Belege. Für eine abschließende Beantwortung sind mehr zuverlässige Studien erforderlich.

Kommentar

Leider wird auch mit der Methode der hyperbaren Sauerstofftherapie behandelt, ohne dass der Nutzen des Verfahrens wissenschaftlich ausreichend belegt wäre.

Ein Grund könnte, wie so oft, sein, dass finanzielle Anreize eher die Therapie begünstigen als die objektive klinische Forschung zu dem therapeutischen Verfahren.

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Behandlung zum Ersatz fehlender Zähne: Erhaltung und Wiederherstellung eines gesunden Weichgewebes um Implantate herum

Antibakterielle Mundspülungen können zur Bekämpfung von bakteriellem Belag und zur Vorbeugung gegen Zahnfleischbluten eingesetzt werden. Es gibt keine Belege dafür, dass elektrische Zahnbürsten für die Reinigung von Implantaten besser geeignet sind als Handzahnbürsten. Weiterhin gibt es kein Gel, das zur Pflege besser geeignet wäre als ein anderes.

Fehlende Zähne können durch Implantate ersetzt werden. Es ist wichtig, das die Implantate umgebende Gewebe gesund zu erhalten. Bakterielle Beläge und die durch sie verursachten Entzündungen können das Implantatlager schädigen. Zur Vorbeugung müssen Implantate, so wie Zähne, mindestens zweimal täglich durch den Patienten und regelmäßig von einer ausgebildeten Zahnarzthelferin oder dem Zahnarzt gereinigt werden.

Kommentar

Da in diesem Cochrane Review mehrmals nur ein bestimmtes Produkt namentlich genannt wird, muss eine nicht unabhängige und verzerrte Darstellung der wissenschaftlichen Resultate vermutet werden. Die Mundspülung "Listerine" wird im vollständigen Review insgesamt 37 (!) mal erwähnt. Und "Listerine" soll, diesem Cochrane Review zufolge, das einzige Mittel sein, für das ein, wenn auch nur schwacher, Nachweis für seine Wirksamkeit bei der Gesunderhaltung des Weichgewebes um Implantate herum existieren würde. Es ist bedauerlich, dass die evidenzbasierte Zahnmedizin in diesem Review zum "product placement" missbraucht wird.

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Behandlung zum Ersatz fehlender Zähne: Vergleich präprothetische Chirurgie und dentale Implantate

Es gibt schwache Belege dafür, dass Patienten mit herkömmlichen Prothesen und einer chirurgischen Verbesserung des Prothesenlagers weniger zufrieden sind, als mit dentalen Implantaten und darauf verankerten Prothesen.

Es sind weitere wissenschaftliche Studien nötig, die orale, präprothetische Chirurgie mit Implantaten für Patienten mit schlechtem Prothesenhalt vergleichen. Die Autoren des Reviews geben allerdings zu, dass die Wahrscheinlichkeit für solche Studien gering sein dürfte, da in der Praxis Implantate die präprothetische Chirurgie fast vollständig verdrängt haben.

Einige Patienten, die Prothesen benötigen, haben aufgrund der Form ihrer Kiefer und der Weichgewebe des Prothesenlagers Schwierigkeiten die Prothesen fest im Mund zu verankern. Es gibt zwei chirurgische Lösungen für dieses Problem. Einmal kann das Lager der Prothesen operativ verändert werden, zum anderen kann das Inserieren von zahnärztlichen Implantaten den Prothesenhalt verbessern. Der Review konnte nicht feststellen, welche chirurgischen Techniken, welche Implantattypen und welche Art von Prothesen zu besseren Ergebnissen führen. Dennoch konnte ein kleiner Vorteil für Implantate gegenüber der Prothesenlagerchirurgie festgestellt werden.

Kommentar

Auch ohne hinreichend starke randomisierte, kontrollierte Studien dürften sich dentale Implantate als Versorgung bei Patienten mit ungenügendem Porthesenhalt durchsetzen. Die Gründe sind wohl die bessere Verankerung für den Zahnersatz und die höhere Erfolgsquote verglichen mit präprothetischer Chirurgie und einer Versorgung mit schleimhautgelagerten Prothesen. Geringere Kosten könnten allerdings für die präprothetische Chirurgie sprechen.

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Behandlung zum Ersatz fehlender Zähne: Behandlung einer Periimplantitis

Durch eine Entzündung des sie umgebenden Gewebes können Implantate ebenso wie Zähne verloren gehen (Periimplantitis). Diese Übersichtsarbeit untersucht, welche Methoden für die Behandlung einer Periimplantitis am effektivsten sind.

Sieben Studien wurden ausgewählt und sechs Behandlungsmethoden wurden bewertet. In einer kleinen Studie an Patienten, die an einer schweren Periimplantitis litten, mit einem kurzen Beobachtungszeitraum von 4 Monaten wurde zusätzlich zur mechanischen Reinigung der Taschen ein lokales Antibiotikum verabreicht. Eine Reduktion der Taschentiefen um zusätzlich 0,6 mm wird für dieses Verfahren im Vergleich zu einer Taschenreinigung ohne lokale Antibiotikaapplikation angegeben.

In einer weiteren kurz angelegten Studie (6 Monate) wurde beschrieben, dass Knochenersatzmaterial (Bio-Oss), das aus Rinderknochen gewonnen wird, zusammen mit einer resorbierbaren Membran die Taschentiefen zusätzlich um 0,5 mm verringert. Die Mehrzahl der Tests mit komplizierten und teuren Behandlungen konnte keinen statistisch signifikanten Vorteil gegenüber der einfachen Taschenreinigung zeigen.

Als Ergebnis wird festgestellt, dass es zu wenig wissenschaftliche Studien auf hohem Evidenzniveau gibt, um eine klare Empfehlung für die effizienteste Behandlung der Periimplantitis zu geben.

Kommentar

Weil die Anzahl der weltweit inserierten Implantate zunimmt, ist es wünschenswert wissenschaftlich gut fundierte Erkenntnisse für die Behandlung der Periimplantitis zu haben. Hier besteht eindeutig Forschungsbedarf. Patienten und Zahnärzte benötigen verlässliche Methoden zur Therapie der bakteriell bedingten Entzündung und Destruktion des Implantatbettes. Das Risiko für Implantatverluste könnte so deutlich reduziet werden. Und noch mehr Patienten würden vom unbestreitbaren Nutzen zahnärztlicher Implantate profitieren können, wenn die Komplikationsrate, die ohnehin niedrig ist, noch weiter deutlich gesenkt werden kann.

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Interventionen zur Behandlung der oralen submukösen Fibrose

Die orale submuköse Fibrose (OSF) ist ein chronisches Krankheitsbild mit Fibrosierung des subepithelialen Bindegewebes der Mundhöhle und angrenzender Strukturen. Die Erkrankung tritt vor allem auf dem indischen Subkontinent und im fernen Osten auf. Die OSF ist mit dem Kauen von Betel und anderer areca catechu enthaltenden Produkten assoziert. Ätiologisch werden auch Chili und scharfte Gewürze, Mangelernährung, Vitamin- und Eisenmangel diskutiert.

Ulzerationen der Mundschleimhaut können in einem frühen Erkrankungsstadium auftreten. Fibröse Bänder der Wangen und Lippen, depigmentiertes Zahnfleisch und gummiartige Deformationen des weichen Gaumens wie auch Depigmentierungen und lederartige Veränderungen des Mundbodens sind spätere Symptome. Diese Veränderungen können die Mundöffnung und Zungenbewegung erheblich einschränken, die Sprache und das Schlucken behindern und weiterhin zu Mundbrennen, Mundtrockenheit und Gehörverlust führen.

Der Review konnte zwei Studien auswerten. In den Studien wurde Lycophene zusammen mit Steroidinjektionen in die betroffenen Stellen und Pentoxifylline in Verbindung mit Dehnungsübungen der oralen Gewebe untersucht. Es können keine zuverlässigen Aussagen über die Wirksamkeit dieser Behandlungsmethoden gemacht werden. Zur Toxizität der Behandlungsmethoden wurden keine Angaben gemacht. Lediglich gastische Irritationen durch Pentoxifylline wurden mitgeteilt.

Kommentar

Aufgrund einer zunehmenden Zahl von Migranten aus Südasien ist in Zukunft auch mit einer steigenden Zahl von Patienten mit OSF zu rechnen, zumal arecanusshaltigen Produkte auch in Deutschland erhältlich sind.

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Interventionen zur Behandlung der submukösen Gaumenspalte

Gaumenspalten sind häufige angeborene Annomalien und betreffen ca. einen von 600 Menschen. Submuköse Gaumenspalten sind eine Untergruppe der Gaumenspalten und häufig haben die Patienten keine Beschwerden. Andererseits haben einige dieser Patienten Sprachprobleme, wie näselndes Sprechen und werden chirurgisch behandelt.

Der Review konnte lediglich eine Studie auswerten, in der mit einer seltenen Technik, der minimalinvasiven Palatopharyngoplastik interveniert wurde und diese Technik wurde einmal alleine ausgeführt und dann mit der Technik des individuell geformten Pharyngeallappens oder der Technik der Sphinkterpharyngoplastik kombiniert. Die Studie liefert schwache Belege dafür, dass sich die drei Verfahren nicht signifikant unterscheiden. Komplikationen wurden in der Studie nicht mitgeteilt.

Kommentar

Angesichts der Häufigkeit und des teilweise erheblichen Leidensdrucks der Patienten mit Gaumenspalten, ist eine größere Zahl von Studien auf hohem Evidenzniveau wünschenswert.

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Interventionen zur Vorbeugung und Behandlung von Infektionen mit Herpes Simplex Virus (HSV) bei Krebspatienten (diese Kurzbesprechung verfasst 2009-09-28)

Krebsbehandlungen werden zunehmend effektiver, sind aber mit oralen Komplikationen wie Mukositis (Schleimhautentzündung), Pilzbefall, bakteriellen und viralen Infektionen, wie der Herpes-Simplex-Infektion assoziiert. Orale Komplikationen können die Lebensqualität erheblich einschränken und zu lebensgefährlichen systemischen Ausbreitung führen. Bei einer Infektion mit HSV kann es zu Schmerzen und Bläschenbildung an den Lippen und in der Mundhöhle kommen. Im Allgemeinen sind orale Infektionen durch den HSV Typ 1 verursacht. Aciclovir und andere antivirale Pharmazeutika wie Valaciclovir, Famiciclovir und Penciclovir werden häufig zur Behandlung von HSV-Infektionen eingesetzt. Wiederholte Infektionen mit HSV bei immunkompromitierten Patienten, die wegen Malignomen behandelt wurden, sind aggressiver, schmerzhafter und heilen langsamer. Diese ausgedehnteren Läsionen erfordern eine längere Behandlung und bedingen ein größeres Risiko für die Entwicklung resistenter HSV-Stämme.

Der Review wertete 17 Studien aus. Aciclovir ist bei der Behandlung und Prävention von HSV-Infektionen wirksam, es verkürzt die Krankheitsdauer und die Zeit der Virusabgabe und verringert die Schmerzen. Es gibt keine Belege für die bessere Wirksamkeit von Valaciclovir verglichen mit Aciclovir. Bei der Prävention scheinen Placebos wirksamer zu sein als Prostaglandin E. Alle Studien könnten durch Einflüsse (Bias) verfälscht sein. Keine der Studien untersuchte die Dauer des stationären Aufenthalts, die Dosis der Schmerzmittel oder die Lebensqualität der Patienten.

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Referenzen:
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